Von Borries’sche Güter- und Ziegeleiverwaltung
32278 Kirchlengern, Steinlacker Weg
1887 Bahnbetrieb Feldbahn (500 mm) und 600 mm 1903-1916 Zurück zur Übersicht Werkbahnen |
Gut Steinlacke südlich von Kirchlengern ist seit 1789 im Besitz der Familie von Borries, die im preußischen Staatsdienst tätig waren und Ende des 18. Jahrhunderts in den Adelsrang aufstiegen.
Fünf Mitglieder der Familie waren bis 1933 als Landräte im Kreis Herford tätig, damit waren die von Borries eine der einflussreichsten ostwestfälischen Familien. Seit dem 18. Jahrhundert wurden auf Gut Steinlacke Ziegel gebrannt, im Frühjahr 1887 wurde ein Hoffmannscher Brennofen in Betrieb genommen. Betrieben wurde die Ziegelei von der "von Borries’schen Güter- und Ziegeleiverwaltung (Steinlacke bei Kirchlengern)". Der Ton wurde im Bereich des Eulenhorster Weges abgebaut. Trotz erzheblicher Investitionen um die Jahrhundertwende wurde die Ziegelei etwa 1916 stillgelegt und im Jahr 1918 abgebrochen. Ein Grund für das Ende des Betriebes war die schlechte Tonqualität der letzten Grube. |
Feldbahnbetrieb: Im Jahr 1903 erteilte der Kreis Herford die Genehmigung zum Überqueren der Kreisstraße. Für die Jahre 1905-1916 liegen statistische Angaben über diesen Betrieb vor. Danach führte die Strecke von der Ziegelei in südlicher Richtung zur Tongrube am heutigen Eulenhorster Weg. Dafür mußte die Strecke niveaugleich die heutige Herforder Strasse überqueren. Die Streckenlänge wird in den statistischen Bögen mit 1500 und 2000 Metern angeben, im Jahr 1913 hatte man offenbar genauer nachgemessen: Es waren 1787 Meter auf Holzschwellen, dazu kamen 4 Weichen. Im Jahr 1911 wurde als Hersteller der Gleise O&K, Berlin angegeben.
Fahrzeuge: Von Borries folgte bei seiner Feldbahn einem Trend der Jahrhundertwende und elektrifizierte sie (ähnlich wie die Dörentruper Sand- und Thonwerke, Ziegelei Dürkopp in Dornberg bei Bielefeld, das Rittergut Rothenhoff bei Costedt und die Zieglei Bethel bei Bielefeld). Zwischen 1905 und 1916 wird jeweils eine elektrische Lokomitive gemeldet, die Leistung wird bis 1908 mit 7 PS angegeben, ab 1911 stehen dann 12 PS in den Meldebögen. 1905 standen 8 Kastenkipper mit 1,2 Tonnen Ladegewicht in Betrieb, an 1911 wird das Ladegewicht mit "etwa 2 Tonnen" angegeben.
Zum Betriebsablauf ist vermerkt worden: "Zu gleicher Zeit fährt eine Lokomotive 3 Wagen"
Nach der Betriebseinstellung übernahm die Firma Julius Eick (Herford) die Verwertung der stillgelegten Ziegelei. Im Juli 1918 erschien folgende Anzeige: "Sofort zu verkaufen auf der v. Borries´schen Dampfziegelei des Rittergutes Steinlacke b. Kirchlengern i.W: 1 vollständige Ziegelei-Einrichtung für die Tagesproduktion von 25 000 Steinen, Fabrikat Raupach, Görlitz - bestehend aus Trockenkollergang, Ziegelpresse mit Walzwerk, Förderwerk, Ziegeltransporteur, Aufzug, HAndziegelpressen, Wasserbassin, Transmissionen, Vorgelege usw. Sämtliche Maschinen und Apparate sind nur einige Jahre gebraucht, tadellos erhalten und fast wie neu. Ausführliches verzeichnis steht auf Wunsch zur Verfügung. Reflektanten wollen sich geflissentlich an mich, den bevollmächtigten wenden. Julius Eick, Herford i.W.".
Von Borries´sche Dampfziegelei - Fahrzeuge
|
Literatur und Quellen
Es wurden folgende Quellen ausgewertet:
- Burkhard Beyer, Verzeichnis der Ziegeleien in Westfalen und Lippe 1905 bis 1953
Auswertung der Fachadressbücher und Branchenverzeichnisse (Materialien der Historischen Kommission für Westfalen, Band 13), Münster 2017 - Regierung Minden: Aufstellung von den in den Kreisen vorhandenen schmalspurigen Industrie- und Feldeisenbahnen von mehr als einem Kilometer Länge (1899-1934)
(Landesarchiv Detmold) - Kommunalarchiv Herford, Akte Feldbahngeleise (1900-1925)
- Westfälisches Archivamt, Münster, Depositum des Rittergutes Steinlacke