Geschäftsbericht der Strassenbahn Bielefeld für das Jahr 1917
(Gas-, Wasser-, Elektrizitätswerk und Strassenbahn)
für die Zeit vom 1. April 1917 bis 31. März 1918
Strassenbahn (17. Betriebsjahr)
Die Betriebsverhältnisse im letzten Jahre waren äußerst schwierig Der Mangel an Facharbeitern und Betriebsstoffen, die Verwendung minderwertiger Ersatzmaterialien sowie die überwiegende Beschäftigung von Frauen im Betrieb machten sich überall sehr ungünstig bemerkbar. Eine sachgemässe Unterhaltung der Betriebsmittel, der Gleis- und Oberbauanlagen war wie auch in den vorhergehenden Jahren nur in beschränktem Masse möglich. Die Folgen hiervon zeigen sich besonders an den seit 17 Jahren in Betrieb befindlichen Wagen, von denen schon mehrere gebrauchsunfähig geworden sind. Da ihre Ausbesserung unter den heutigen Verhältnissen sehr lange Zeit in Anspruch nimmt, und dem immer noch zunehmenden Verkehr somit ein Abgang an Betriebsmitteln gegenübersteht, ist damit zu rechnen, dass neben der inzwischen vorgenommenen Herabsetzung der Wagenfolge von 10 auf 12 Minuten die im vorjährigen Bericht ausgesprochene Befürchtung einer erheblichen Verkehrseinschränkung in absehbarer Zeit zur Wahrheit wird.
Die Zahl der beförderten Personen stieg um 25%. Die kilometrische Leistung ging infolge der erwähnten Herabsetzung der Wagenfolge etwas zurück. Nur durch schonungslose Ausnutzung der Betriebsmittel war es möglich, den Verkehr zu bewältigen. Wie die Wagen beansprucht wurden, zeigt am besten die Platzausnutzung. Diese betrug im letzten Friedensjahr 40% und ist inzwischen auf 69% im Jahresmittel und auf über 120% an Sonntagen im Tagesmittel gestiegen.
Am 1. Januar wurde die bereits im vorletzten Betriebsjahr beabsichtigte Tariferhöhung vorgenommen. Während eine solche sonst erfahrungsgemäß anfänglich eine Abnahme des Verkehrs zur Folge hat, war jetzt eine derartige Wirkung nicht festzustellen.
Die Betriebseinnahmen haben sich um 260.000 M erhöht. Die durchschnittliche Einnahme für das Wagenkilometer stieg von 42,2 auf 59,7 Pf.
Entsprechend der allgemeinen Preissteigerung für Betriebsstoffe, der Erhöhung der Löhne durch Teuerungszulagen und Unterstützungen nahmen die Betriebsausgaben um 174.361 M zu.
Der Betriebsüberschuss von 301.116 M reichte zum erstenmal seit Bestehen der Bahn aus, um ohne einen Zuschuss der Kämmereikasse einigermaßen ausreichende Abschreibungen vornehmen zu können.
Die Zahl der Unfälle betrug 56. Hiervon verliefen 20 ohne, 25 mit leichten und 11 mit schweren Verletzungen. 40 der von Unfällen betroffenen Personen waren Fahrgäste, 13 Fußgänger und 4 bedienstete. 31 Unfälle entstanden durch Auf- und Abspringen während der Fahrt.
Über die sonstigen Ergebnisse des verflossenen Jahres geben die nachfolgenden Aufstellungen näheren Aufschluss.
In den statistischen Angaben finden sich zum Personal folgende Hinweise: Im Fahrdienst waren am 1.4.1918 im Einsatz (Zahlen für den 1.4.1917 in Klammern): Schaffner und Fahrer 55 (87), Schaffnerinnen und Fahrerinnen: 68 (40), Werkstattmitarbeiter: 33 (32), Streckenarbeiter: 10 (11).
Quelle: Jahresbericht des Städt. Betriebsamts Bielefeld (Gas-, Wasser-, Elektrizitätswerk und Strassenbahn) für die Zeit vom 1. April 1917 bis 31. März 1918 (Stadtarchiv Bielefeld). Die Angaben in Klammern wurden zum besseren Verständnis ergänzt.