Dörentruper Sand- und Thonwerke: Festschrift 1926
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DIE ENTSTEHUNG DES VORKOMMENS
Wie gering ist diese Zeitspanne von 25 Jahren gegenüber den Jahrmillionen, die seit jenen elementaren Ereignissen verflossen sind, die zur Entstehung des Dörentruper Vorkommens geführt haben. Vermutlich haben Auslaugungen im Untergrund den Einbruch eines mehrere 100 Morgen großen Geländes verursacht und so die Voraussetzung für die Dörentruper Tertiärablagerung gebildet. Sie liegt in einer Grabenversenkung am südlichen Abhang eines zum Teutoburger Wald gehörenden Höhenzuges und verläuft in südwest-nordöstlicher Richtung. Das Liegende dieses Beckens besteht aus Schichten der Triasformation, in erster Linie Muschelkalk und Keuper. Vorgefundene Versteinerungen geben einen Anhalt für ihr Alter. Sie wurden in einer dem Oberoligozän zuzusprechenden Zeitepoche nach dem Zurückweichen des Meeres von Absätzen aus dem Süßwasser überlagert. Gewaltige Wassermassen schwemmten dann den weißen Quarzsand, der durch Verwitterung und chemische Zersetzung quarzhaltigen Gesteins entstanden ist, von seiner ursprünglichen Lagerstätte herbei und spülten diese von der Natur sorgfältig gewaschene Sandwelle in die Dörentruper Bucht. Dieser natürlichen Aufbereitung dürfte der bis zu 99,98 % betragende Kieselsäuregehalt des Sandes zu verdanken sein.
Durch Hebungen und Senkungen vertiefte sich die Bucht, der Sand wurde auf diese Weise vor Abspülung geschützt. Wälder, die dem hereinbrechenden Wasser Widerstand entgegensetzten, wurden von den gewaltigen Naturkräften erfaßt und in wirrem Durcheinander in die Mulde gespült. Hier lagerten sich die Baumstämme, Zweige und Holzteile mehr oder weniger stark ab. Sie stammen hauptsächlich von der Sumpfzypresse Taxodium distichum und geben uns jetzt Zeugnis von der damals üppigen subtropischen Pflanzenwelt. In bunter Reihenfolge bildeten sich neue Ablagerungen von Sand-, und Tonschichten, die Holzmassen wurden damit von der Luft [Seite 7:] vollkommen abgeschlossen und verkohlten allmählich. Die so entstandene Braunkohle schützte nicht nur den darunterliegenden weißen Sand vor Verunreinigung, sondern ihrer Adsorptionswirkung und dem lösenden Einfluß der Humussäuren wird es auch zuzuschreiben sein, daß der Eisengehalt des Quarzsandes derart gering ist. Die Jahrtausende währende ab-, und aufbauende Tätigkeit des Wassers verursachte weitere Ablagerungen von Sandschichten, die allmählich geringer wurden. Die tonigen Bestandteile des Wassers fanden Zeit zum Niederschlag, Es bildeten sich in wechselnder Stärke Tonablagerungen; hin und wieder wurden sie von neuen Sandanschwemmungen unterbrachen. Diese Sande und Tone entstammen dem gleichen Zeitalter wie die Braunkohlenflöze, dem Miozän. Auch die Lager von plastischem Ton bieten den weißen Sandbänken Schutz vor Verunreinigungen aus eisenhaltigen Tagewässern. Größere Verwerfungen, die an vielen Stellen zu beobachten sind, deuten auf große Hebungen und Senkungen in der Folgezeit hin, bis schließlich nach weiteren Jahrtausenden mit der Eiszeit (Diluvium) vielleicht das gewaltigste aller Naturereignisse eintrat, Riesige, vom Norden kommende Eismassen führten erhebliche Mengen Lehm und Gesteinstrümmer (Rätsandstein) heran, sie bedeckten das Sandfeld in großer Mächtigkeit und entzogen es dem weiteren Einfluß der Elemente.
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