Freie Presse vom 9. Oktober 1953



Kilometer-Millionäre in Enger

Brave alte Lok dampft 50 Jahre zwischen Enger und Bielefeld

Enger. „Sechs Jahre macht sie noch ganz mit Ruhe", meinte der Leiter der großen Lokomotivwerkstätte der Bielefelder Kreisbahnen, als unser Berichterstatter ein wenig ehrfürchtig und ein wenig skeptisch zugleich die Lok Nr. 1 „Bielefeld" betrachtete. Die alte Dame hat bei voller Rüstigkeit am 31. Juli ihren 50. Geburtstag gefeiert. In diesen Jahren legte sie 2,91 Millionen Kilometer zurück und zog ganze Völker in Personenwagen hinter sich her. Das ist immerhin eine Strecke, die einer 73fachen Erdumwanderung entspricht.

Zur Zeit ist Lok „Bielefeld" in der Hauptuntersuhung. Das dauert etwa ein Vierteljahr und geschieht alle sechs jahre. Nach drei Jahren ist immer die sogenannte Zwischenuntersuchung, die etwa drei Wochen in Anspruch nimmt, fällig. Und bei der alten „Bielefeld" hat sich herausgestellt, daß alle wichtigen Teile noch in bester Ordnung sind.
Jetzt fehlen noch 80 000 Kilometer bis zur dreifachen Kilometer-Millionärin. Die werden in knapp anderthalb Jahren auch heruntergedampft sein.

Sechs Dampfloks und eine Diesellok zu Rangierzwecken fahren bei den Bielefelder Kreisbahnen. Die jüngste Dampflok ist Jahrgang 1920 und fährt auch schon unentwegt und nie verdrossen auf die zweite Kilometer-Million zu. 14 Personenwagen, der älteste Baujahr 1900, der jüngste Baujahr 1951, vervollständigen das rollende Material dieser traditionsreichen Kleinbahn. Die Personenkilometer , die auf der Strecke Enger - Bielefeld - Werther gefahren worden sind, gehen wohl schon in die Milliarden, obwohl diese Strecke nicht einmal ein halbes Hundert Kilometer lang ist.


(Dazu Bild der Lok "Bielefeld" in der Werkstatt in Enger. Bildunterschrift: Lok 1 "Bielefeld" in der Hauptuntersuchung in den Werkstätten in Enger. Hier wird sie auf Herz und Nieren untersucht, damit sie wieder für weitere drei Jahre zwischen Enger und Bielefeld ihren Dienst tun kann.)


Wiedergabe des Artikels aus der "Freie Presse"
mit freundlicher Genehmigung der Zeitung NEUE WESTFÄLISCHE


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