Künsebeck: Kalkwerk Steinfurth / Wieking / Böckelmann

33790 Halle (Westfalen), Ortsteil Künsebeck

Betriebseröffnung
18xx
Bahnbetrieb

Feldbahn (600 mm)
19xx-1966

Anschlussgleis
(1435 mm)

1903-19xx


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Übersicht Werkbahnen

Betriebsgeschichte: Von Halle aus gesehen wurde die Reihe der Kalkwerke am Bahnhof Künsebeck von den Kalkwerken Steinfurth angeführt. In Richtung Brackwede folgten die Kalk- und Mergelwerke Müller und die Westfälische Kalkindustrie Köppen.

Das Kalkwerk firmierte von 1875-1910 unter dem Namen Steinfurth, danach wurde es von Dyckerhoff (Beckum) übernommen und firmierte unter dem Firmennamen "Wieking AG". Später wurde der Betrieb an die Firma "F.W. Böckelmann" verpachtet. Das Werk stand bis zum Konkurs im Jahr 1976 Betrieb.

Die Kalkgrube befand sich nördlich der Grube der Kalk- und Mergelwerke Müller und wurde ab 1966 von der Stadt Halle (ab 1973: Kreis Gütersloh) als Mülldeponie genutzt und bis 1999 verfüllt. Zur Zeit läuft die Renaturierung.

Der Kalkofen befand sich an der Kalkgrube, am Bahnhof Künsebeck waren Mahlwerke, Schüttrampen für die Kalkverladung sowie Lokschuppen mit Werkstatt vorhanden.

Lokomotiven: Der Transport der Loren erfolgte in den ersten Betriebsjahren mit Pferdekraft. Steinfurth beschaffte dann die ersten Lokomotiven in Künsebeck: Im Jahr 1907 werden in der Statistik zwei Diesellokomotiven mit 8 und 20 PS genannt. Im Jahr 1910 kam eine zweiachsige Dampflok mit 15 PS dazu und löste bis 1913 die beiden Dieselloks ab. Ab 1922 standen zwei Dampfloks im Einsatz. Die technischen Angaben zu den Lokomotiven wechseln in den statistischen Erhebungen von Jahr zu Jahr: Entweder nahm man es mit der Erhebung der Daten nicht so genau, oder es gab weitere Wechsel bei den Dampflokomotiven. Wahrscheinlich gab es eine leichte (PS-Angaben zwischen 15 und 25 PS) und eine schwere Lok mit 40 PS.
Im Jahr 1922 werden dann 4 Dampfloks mit sehr genauen technischen Angaben aufgeführt - offenbar wurden in diesem Jahr die beiden alten Loks abgelöst. Eine der neuen Loks ist Jung 3699, die zweite Lok ist unbekannt.
Im Jahr 1937 wurde laut Jung-Lieferliste eine Diesellok vom Typ EL 110 angeschafft. Fotos aus den 50er Jahren belegen den Einsatz der Jung-Loks und zeigen eine weitere unbekannte Dampflok. Im Jahr 1966 wurde der Betrieb mit einer Diesellok abgewickelt, in der Werkstatt am Bahnhof Künsebeck stand eine Dampflok zerlegt zur HU (Auskunft des Personals).

Wagen: In den ersten Betriebsjahren gab es nur wenige Loren, die von Pferden gezogen wurden: Im Jahr 1899 werden 5 Kipp- und 12 Kastenloren aufgelistet. 1913 standen 12 Kastenloren mit 1 to Ladegewicht im Einsatz. Nach dem ersten Weltkrieg steig die Zahl der Loren stark an: Im Jahr 1919 werden 28 "Feldkastenwagen" (offenbar von den Heeresfeldbahnen übernommen) erwähnt. Ab dem Jahr 1925 werden in den Statistiken rund 100 Wagen mit jeweils 1,5 to Ladegewicht gezählt, davon eine Hälfte Kipploren und die andfere Hälfte Kastenloren. Bilder aus den 60er Jahren belegen nur den Einsatz von Kipploren, ein Teil der Loren hatte Innenlager - war also auf den Fahrgestellen von alten Kastenloren aufgebaut worden.
Fahrzeugnummer Hersteller Fabriknr. Baujahr Typ Achsfolge
Steinfurth Deutz 252 1905 C V F B-..m Foto(s) vorhanden     Verbleib ist unbekannt
Böckelmann Jung 3699 1925 Hilax B-n2t Foto(s) vorhanden     Verbleib ist unbekannt
Böckelmann Jung 7749 1937 EL 110 B-dm       Verbleib ist unbekannt

Künsebeck: Kalkwerk Steinfurth / Wieking / Böckelmann: Übersichtskarte



Die Kalkwerke Böckelmann und Müller auf Kartenmaterial der US-Army: Der Ausschnitt aus der Karte Halle zeigt die Kalkgruben nordöstlich der Brackweder Str. (heute Bundesstraße 68). Maßstab: Der Abstand zwischen den Rasteerlinien entspricht 1000 m. Quelle: Digitale Kartensammlung der Harold B. Lee Library, USA.

Streckenverlauf: Das Kalkwerk Steinfurth / Wieking / Böckelmann verfügte am Bahnhof Künsebeck nur über Verladeanlagen und lag nahe der Ziffer"10" auf der Karte. Die Verladeanlage zur Staatsbahn konnte als Wendeschleife durchfahren werden. Das Streckengleis verliess das Werk auf der nördlichen Seite der "Hauptstrasse" und führt bergan Richtung "Brackweder Str." (heutige B68). Die Bundesstrasse wurde niveauglaich gekreuzt. Danach knickte die Strecke leicht nach Norden weg und kreuzte die "Hochstr." und den "Waldweg". Etwa ab dem Ende der heutigen Bebauung folgte die Strecke dem "Waldweg" auf der nördlichen Wegseite bis zum Kalkofen (etwa am Fuße der ehemaligen Mülldeponie). Am Kalkofen gab es Ladegleise, das Streckengleis führte über eine lange Spitzkehre in die oberen Ebenen des Steinbruchs. Von dort konnte der Kalkofen direkt beschickt oder die Abbaustellen in der Kalkgrube erreicht werden. Eine feste Gleisverbindung zu den Kalk- und Mergelwerken Müller gab es nicht. Streckenlänge:

Streckenlänge: Die Streckenlänge wird im Jahr 1899 mit 1245 m angegeben, sie wächst bis 1929 auf 2500 Meter. Die gesammte Gleislänge mit Nebengleisen wird im Jahr 1922 mit 4200 m beziffert. Die Zahl der Weichen wird 1913 mit 12, im Jahr 1929 mit 30 und im Jahr 1932 mit 20 angegeben. Als Besonderheit wird ab dem Jahr 1925 der Einbau von Betonschwellen erwähnt.

Literatur und Quellen


Neben eigenen Aufzeichnungen wurden folgende Quellen ausgewertet:
  • Jens Merte
    Lokomotivfabriken in Deutschland (CD-Rom)
    Hamburg 2008

  • Regierung Minden: Aufstellung von den in den Kreisen vorhandenen schmalspurigen Industrie- und Feldeisenbahnen von mehr als einem Kilometer Länge (1899-1934)
    (Landesarchiv Detmold)

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