Höxtersche Kleinbahn
Für den Kreis Höxter gab es nach 1892 umfangreiche Planungen für ein schmalspuriges Kleinbahnnetz. Es sollte von Höxter nach Abbenburg, Vörden und Steinheim reichen. Von Abbenburg war zusätzlich eine Strecke nach Brakel geplant. Das Projekt war durchgeplant und finanziert - trotzdem konnte sich der Kreistag nicht zu einem Baubeginn durchringen.
Die Initiative zum Bau der Höxterschen Kleinbahn ging dann von den Zementfabriken Eichwald und Schmidt in Höxter aus. Beide Werke benötigten dringend einen Gleisanschluss und waren bereit, dafür auch einen finanziellen Beitrag zu leisten. Mit der "Eisenbahnbau- und Betriebsgesellschaft Degen, Spickerhoff & Co" (Hannover) wurde ein Unternehmen gefunden, dass die Wünsche der Fabriken umsetzte: 1898 war Baubeginn, am 28. April 1899 wurde der Betrieb aufgenommen. Ab dem 1.1.1901 befand sich die Höxtersche Kleinbahn im Besitz der "Industriebahn AG" (Frankfurt / M), die Betriebsführung erfolgte durch die "AG für Bahnbau und Betrieb" (Frankfurt / M).
Im Ergebnis war die Höxtersche Kleinbahn eine als Kleinbahn konzessionierte Anschlussbahn für die Zementwerke im Bereich Höxter. Es fand nur Güterverkehr statt und die Bahn blieb bis zu ihrer Betriebseinstellung von dem Auf- und Ab der Zementindustrie abhängig. Nach der Weltwirtschaftskrise stellten die Zementwerke in Höxter im Jahr 1931 ihren Betrieb ein - im folgenden Jahr wurde der Stillegungsantrag gestellt. Am 1.1.1933 wurde der Verkehr "vorläufig" eingestellt und bald darauf die Stillegungsgenehmigung erteilt. Die verbliebenen Loks konnten verkauft werden. Der Versuch der Stadt Höxter, den Betrieb wieder aufzunehmen, schlug fehl - bis 1941 wurden die Gleisanlagen abgebaut.
Streckenverlauf: Die Höxtersche Kleinbahn begann am Güterbahnhof Höxter und umfuhr die Altstadt von Höxter in einem weiten Bogen. Am Güterbahnhof befanden sich die Übergabegleise zur Staatsbahn. Dort überquerte die Trasse die Corveyer Allee und führte nördlich des Schelpegrabens in Richtung der Strasse "Zur Lüre". Dort beschrieb die Trasse einen Bogen nach links und folgte der heutigen Str. "Zur Lühre". Nördlich der Strasse "Zur Lühre" lagen die Papierfabrik Serong und die Städtische Gasanstalt (beide mit Anschlussgleis). Nach Überquerung der Albaxer Str. folgte die Trasse etwa dem heutigen Verlauf der Entlastungsstr. (heutige Albaxer Str. / Godelheimer Str.) bis zum Fernmeldeamt. Dort zweigte ein Anschlussgleis zu den Portland-Zementwerken in der Brenkhäuser Str. ab. Die Strecke führte weiter westlich in Richtung Lütmarser Str. und endete an der Zementfabrik Eichwald nahe dem heutigen Ortsausgang von Höxter.
Die Strecke wurde 1899 noch im freien Feld ausserhalb der Innenstadt gebaut. Nach der Stillegung der Bahn wurde die Trasse Strassen und Häusern überbaut - ihr Verlauf ist heute nicht mehr zu erkennen. Nur ein kurzes Trassenstück des Anschlussgleises zur Zementfabrik Schmidt ist zum Fußweg "An der Kleinbahn" geworden.
Streckenlänge: Die Streckenlänge wird mit 3,8 km angegeben. Nach der Stillegung des Anschlusses zu den Zementwerken Schmidt (nach 1914) waren es noch 3,44 km.
Gebäude: Der eingleisige Lokschuppen der Höxterschen Kleinbahn lag am Streckenende auf dem Gelände der Zementfabrik Eichwald. Weitere Gebäude gab es nicht.
Anschliesser:
Km |
Anschliesser |
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1,3 | Städtische Gaswerke Höxter | |||
1,4 | Papierfabrik Serong | |||
1,5 | Ladegleis Albaxer Str. | |||
2,1 | Anschlissgleis zur Zementfabrik Schmidt (294 m) | |||
3,8 | Ladegleis | |||
3,8 | Höxtersche Portland-Zementfabrik (vorm. J.H. Eichwald & Söhne) |