Überlegungen zur Hanomag-Lok im Motor Technika Museum


Im Aussengelände des Motor-Technika-Museums in Bad Oeynhausen steht eine 2-achsige Dampflok, deren Herkunft nicht eindeutig geklärt ist. Leider ist es nicht möglich, den Besitzer der Lok zu befragen, da das Museum weder geöffnet noch für Anfragen zugänglich ist. So konnte bisher nicht geklärt werden, ob es zu der Lok noch Unterlagen oder Betriebsbücher gibt.

Also hilft nur der Blick auf die Lok: Auffällig ist die Spurweite von 830 mm und die gedrungene Bauweise. Solche Lokomotiven gab es eigentlich nur bei den Klöckner-Werken in Georgsmarienhütte bei Osnabrück. Dort standen 9 baugleiche Loks im Einsatz. Nach ihrer Ausmusterung gelangten die meisten Loks auf Spielplätze oder an Museen.

Lothar Hülsmann (Die Georgsmarienhütter Eisenbahn, Gülzow 2000, S. 52ff) hat die Originalunterlagen der Georgsmareinhütte ausgewertet und die ihm bekannten Daten der Hannomag-Loks zusammengestellt. Die gefundenen Dokumente belegen, dass die Kessel der Lokomotiven häufig getauscht wurden, es wurden auch selbst gebaute neue Kessel eingebaut und weitere Umbauten an den Loks vorgenommen. Dadurch wird eine Zuordnung der Hannomag-Fabriknummern zu einzelnen Lok-Nummern fraglich und die Angaben der Hannomag-Lieferliste gehen leider ins Leere ...

Hülsmann gibt auf Seite 57 seines Buches eine Übersicht über die Loks der letzten Betriebsjahre (Jahre 1960 und 1968) wieder und verzichtet auf eine Zuordnung zu den Hannomag-Fabriknummern:

Lok 1 (Kessel 249) jetzt WIM Hattingen
Lok 2 (Kessel 251) jetzt Holland
Lok 3 (Kessel 252) jetzt Leipzig
Lok 4 (Kessel 245) Lok wurde verschrottet
Lok 5 (Kessel 10664, vorher auf Lok 3), Verbleib unbekannt
Lok 6 (Kessel 247) Fahrzeugsammlung Marxzell
Lok 7 (Kessel 248) Verbleib unbekannt
Lok 8 (Kessel ?) Hansapark, Sierksdorf
Lok 9 (Kessel ?) Heimatmuseum Villa Stahmer 9

Danach kann es sich bei der Lok nur um die Lok 5 oder 7 der Georgsmarienhütte handeln. Eine gründliche Untersuchung der Lok an ihrem Standort hat ergeben, dass alle Schilder entfernt wurden. Unter der Farbe sind auch keine eingeschlagenen Ziffern erkennbar. An der rechten Seite ist allerdings das originale Seitenblech am Kohlekasten vorhanden. Dort findet sich der Abdruck eines ovalen Fabrikschildes. Auf der Innenseite des Kohlekastens sind Bohrlöcher zu erkennen, die wir ausgemessen haben. Sie ergeben folgendes Bild:


Bild 1: Die ausgemessenen Bohrlöcher am Kohlekasten der Lok. Das rot markierte Loch ist deutlich größer als die übrigen.


Bild 2: Die aufgefundenen Bohrlöcher können folgenden Schildern zugeordnet werden: Auffällig sind die Löcher im quadratischen Abstand von etwa 10 cm: Hier dürfte ein quadratisches Schild befestigt gewesen sein. Die drei Löcher links befinden sich an der Stelle, an der auf Fotos der Lokomotiven die geschnörkelten Gusschilder der Fahrzeugnummer befestigt waren. Da die untere Bohrung nicht ganz mittig ist, halte ich es für wahrscheinlich, dass dort einmal eine "7" befestigt war. Ehrlicherweise muss man aber zugeben, dass auch eine "5" mit den Löchern in etwa gepaßt hätte.

Nach dem Befund gehe ich davon aus, dass es sich bei der Lok in Bad Oeynhausen um die ehemalige Lok 7 der Klöckner-Werke in Georgsmarienhütte handelt. Mit Sicherheit läßt sich die Identität der Lok aber nur durch Vergleichsfotos oder das Betriebsbuch klären. Ob hier ein Leser weiter helfen kann?


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