Porta Westfalica: Union Aktiengesellschaft für Bergbau, Eisen- & Stahlindustrie
Erzbahn Porta Westfalica - Kleinenbremen
1889 Bahnbetrieb Erzbahn (1000 mm) 1889-1921 Anschlussgleis Bahnhof Porta (1435 mm) 1900 in Betrieb Zurück zur Übersicht Werkbahnen |
Betriebsgeschichte: Im Wesergebirge östlich von Porta Westfalica finden sich nahe der Oberfläche erzführende Gesteinsschichten. Hier begann der Abbau im 19. Jahrhundert an zwei Standorten:
Nahe Lerbeck trieb die Gewerkschaft Viktoria einen Stollen in den Berg und förderte von 1881-1902 in der Zeche Viktoria Erz zutage. Im Bereich Kleinenbremen fuhr die Gewerkschaft Wohlverwahrt im Jahr 1885 einen ersten Stollen an. Im Jahr 1887/88 gingen beide Gewerkschaften in den Besitz des Montankonzerns "Union Aktiengesellschaft für Bergbau, Eisen- und Stahlindustrie zu Dortmund", kurz "Union" genannt. In den folgenden Jahren wurde der Betrieb im Abbaugebiet der Grube Wohlverwart in Kleinenbremen weiter modernisiert und ausgebaut. Im Jahr 1910 wurde die Union von der Deutsch-Luxemburgischen Bergwerks- und Hütten AG übernommen. |
Im Jahr 1923 kam es zu Wasserproblemen und der Erzbergbau wurde eingestellt. Ab 1924 wurde kurzzeitig oberirdisch Kalkstein abgebaut. 1926 übernahmen die "Rohstoffbetriebe der Vereinigten Stahlwerke AG" in Dortmund die Grube.
Bahnbetrieb: Die beiden Gruben wurden von der Union im Jahre 1889 mit einer meterspurigen Grubenbahn an das Bahnnetz angeschlossen. Die Betriebserlaubnis wurde am 2.12.1889 für zunächst 10 Jahre erteilt und galt ab dem Jahr 1899 unbefristet. Bis 1921 bauten die Mindener Kreisbahnen eine eigene Strecke nach Kleinenbremen, die im letzten Abschnitt die Grubenbahn-Trasse neben der Landstraße nutzte. Diese Strecke war dreischienig gebaut und erlaubte den gleichzeitigen Betrieb von schmal- und regelspurigen Fahrzeugen. Wahrscheinlich gab es für einige Jahre noch einen gemeinsamen Betrieb von MKB und Union bis Kleinenbremen
Streckenverlauf: Ausgangspunkt der Strecke war der Bahnhof Porta Westfalica mit Verladeanlagen zur Staatsbahn. Die Strecke folgte der heutigen Meissener Str. und dem Kirchweg auf der südlichen Straßenseite. Danach folgte sie dem Weg „Unter den Höfen" bis zu seinem Ende. Dort schwenkte die Trasse leicht nach Süden auf eigenen Bahnkörper ab - dieser Abschnitt ist heute zu einem Feld- und Waldweg geworden. Im freien Feld befand sich ein kleiner Bahnhof, an dem nach Süden eine etwa 400 m lange Zweigstrecke zur Zeche Viktoria abzweigte. Die Hauptrecke führte in einer langen „S"-Kurve durch den Wald zur heutigen Rintelner Str. (L 536). Auch diese Trasse ist als Waldweg noch deutlich zu erkennen. Ab hier folgte die Strecke der Landstraße auf der südlichen Seite bis Kleinenbremen. Dieser schnurgerade Abschnitt wurde 1921 von der MKB regelspurig ausgebaut. In Kleinenbremen endete die Strecke vor der Grube Wohlverwart, später führten die Ladegleise in die Grube.
Streckenlänge: Im Jahr 1901 wird die Streckenlänge mit 10,8 km angegeben, nach der Stillegung des Abzweigs zur Grube Viktoria waren es 400 m weniger. Nach Umbauten wird die Länge ab dem Jahr 1912 mit 11,5 km angegeben. Im Jahr 1923 ist noch das Reststück bis Bad Nammen mit 5,3 km in der Statistik aufgeführt.
Fahrzeuge: In Statistiken zur Grubenbahn werden fünf verschiedene Dampflokomotiven aufgeführt, von denen aber nur drei in Lieferlisten als Neuanschaffungen zu finden sind. Der Wagenpark bestand im Jahr 1901 aus 62 relativ kleinen Kastenkippern (5 to Ladegewicht). Ab dem Jahr 1907 wurden Kastenkipper mit einem Ladegewicht von je 10 to angeschafft, ab 1913 stand nur noch dieser große Typ im Einsatz. Dazu werden bis zu 3 Personenwagen und 3 Bahndienstfahrzeuge (ab 1912) in den Statistiken genannt.
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Anschlussgleis am Bahnhof Porta: Im Bahnhof Porta befand sich ein Sturzgerüst, über das die schmalspurigen Transportwagen in regelspurige Güterewagen entladen werden konnten. Die Union unterhielt am Bahnhof Porta ein eigenes Anschlussgleis, im Jahr 1900 waren die Gleise insgesammt 755 Meter lang. Für das Jahr 1900 ist eine eigene Rangierlokomotive nachgewiesen.
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Literatur und Quellen
Neben eigenen Aufzeichnungen wurden folgende Quellen ausgewertet:
- Horst G. Koch
Eisenerzbergbau im Wesergebirge. Hundert Jahre Grube Wohlverwart-Nammen
Siegen 1983 - Jens Merte
Lokomotivfabriken in Deutschland (CD-Rom)
Hamburg 2008 - Regierung Minden: Aufstellung von den in den Kreisen vorhandenen schmalspurigen Industrie- und Feldeisenbahnen von mehr als einem Kilometer Länge (1899-1934)
(Landesarchiv Detmold) - Hans Röhrs
Erz und Kohle. Bergbau und Eisenhütten zwischen Ems und Weser
Ibbenbüren 1992