Extertalbahn
Mit der Extertalbahn fand der Bau von Kleinbahnen in Ostwestfalen seinen Abschluss. Nach den Erfahrungen der anderen Bahnen wurde als Spurweite gleich die Regelspur gewählt: So entfiehl das mühselige Umladen oder der zeitaufwändige Rollbockverkehr. Da auch gleich mit elektrischem Betrieb geplant wurde, konnte die Strecke mit starken Steigungen gebaut werden. Die Strecke sollte das Extertal zwischen den Orten Barntrup (Anschluss an die Strecke Bielefeld - Lage - Hameln) und Rinteln (Anschluss an die Strecke Löhne - Hameln) erschliessen.
Erste Aktivitäten für den Bau der Bahn gab es bereits ab etwa 1900, sie wurden durch den ersten Weltkrieg zunichte gemacht. Erst in den 20er Jahren wurden die Planungen wieder aufgenommen. 1924 wurde die „Extertalbahn AG" gegründet, von 1925-29 wurde die Strecke gebaut und in drei Abschnitten in Betrieb genommen: Barntrup - Bösingfeld (8.7.1927), Bösingfeld - Bögerhof (15.5.1928), Bögerhof - Rinteln (15.06.1929). Die Strecke hatte damit eine Länge von 27,8 km, von denen 20,3 km in Lippe und 7,5 km auf preussischem (heute niedersächsischem) Gebiet liegen. Betriebsmittelpunkt ist Bösingfeld mit Wagenhalle, Werkstatt und Unterwerk für die Stromversorgung.
Für den Betrieb wurden zwei elektrische Lokomotiven mit Gepäckabteil und drei strassenbahnähnliche Triebwagen mit Beiwagen angeschafft. Die Triebwagen wurden in den fünfziger Jahren durch moderne Fahrzeuge ersetzt.
Bis 1970 war Rinteln der nördliche Endpunkt der Extertalbahn: Hier rangiert Lok 22 im Übergabegleis zur Rinteln-Stadthagener Eisenbahn (RStE), über das die Extertalbahn an die Bundesbahn angebunden war. Triebwagen 4 wird zuerst durch die Rintelner Innenstadt ins Extertal fahren - danach folgt der Güterzug und bringt die Wagen zu den Anschlussgleisen im Extertal (Foto am 20.5.1967: Helmut Beyer). |
Der Personenverkehr entwickelte sich bis in die 50er Jahre gut. Ergänzend wurden Ausflugsfahrten in das „liebliche Extertal" durchgeführt, für die eifrig Reklame gemacht wurde. Dennoch sanken die Fahrgastzahlen Anfang der 60er Jahre. So wurde der Personenverkehr in zwei Etappen eingestellt: Zunächst 1966 zwischen Bösingfeld und Barntrup, der Restbetrieb bis Rinteln im Jahr 1969.
Am 4.12.1967 wurde die Extertalbahn AG (EAG mit Sitz in Barntrup) in die Verkehrsbetriebe Extertal Extertalbahn GmbH (VBE mit Sitz in Bösingfeld) umgewandelt. Die neue Gesellschaft baute neben dem Schienenverkehr auch eine LKW-Spedition und einen regen Busbetrieb auf.
1970 wurde die Ortsdurchfahrt in Rinteln aufgegeben, der Bahnhof Exten wurde zum nördlichen Endpunkt der Strecke. Den VBE gelang es, im neu entstehenden Industriegebiet in Rinteln Süd ein Industriegleis mit Gleisanschlüssen zu bauen und neue Güterkunden für den Bahnverkehr zu gewinnen. So konnte sich der Güterverkehr auf der Schiene neben der wachsenden LKW-Spedition noch bis ins Jahr 2003 (Auflösung des Getreidelagers in Rinteln Süd) halten.
Seit den 70er Jahren gab es unter dem Namen „Historische Eisenbahn" wieder Sonderverkehr auf der Extertalbahn. Diese Aktivitäten wurden seit 1985 vom „Freundeskreis der Extertalbahn", später „Landeseisenbahn Lippe" aufgenommen und zu einem touristischer Museumsverkehr weiter entwickelt.
Der sporadische elektrische Betrieb wurde durch fortschreitenden Diebstahl der Oberleitungsanlagen immer weiter eingeschränkt. Zum 1. November 2007 wurde der nördliche Streckenabschnitt (Bösingfeld - Rinteln Süd) für den Eisenbahnbetrieb stillgelegt und dort die Reste der Obeleitung demontiert. Auf diesem Streckenabschnitt liegen noch die Gleise, an den Wochenenden im Sommer werden Draisinenfahrten angeboten.
Um eine Stillegung der Strecke Lemgo – Barntrup (Begatalbahn) durch die DB zu verhindern, wurde dieser Streckenabschnitt im Jahr 2001 an die VBE übereignet. Damit ist der Anschluss der Extertalbahn an das übrige Bahnnetz gesichert. Auf einem kurzen Abschnitt (Lemgo - Lütfeld) wurde 2006 durch die eurobahn der Personenverkehr wieder aufgenommen, weitere Reaktivierungspläne Richtung Barntrup liegen auf Eis.
Zur Zeit wird der südliche Streckenast der Extertalbahn und die Begatalbahn bis Dörentrup durch die > Landeseisenbahn Lippe im Museumsverkehr betrieben. Die Wiederaufnahme des elektrischen Betriebes im Museumsverkehr ist geplant.