Bielefelder Kreisbahnen
Die Bielefelder Kreisbahnen entstanden aus dem Wunsch heraus, das Gebiet des Landkreises Bielefeld mit Kleinbahnen zu erschliessen. Ähnliche Interessen verfolgte der Kreis Herford, mit dem dieses Vorhaben gemeinsam angegangen wurde. So entstanden die "Schmalspurbahnen des Landkreises Bielefeld" und die Herforder Kleinbahnen, die Bahnen wurden bis 1934 gemeinsam betrieben.
Von Bielefeld aus sollten die Strecken das Umland mit der Stadt verbinden. Geplant wurden Strecken Richtung Werther/Halle und Salzuflen, in Enger war die Verknüpfung mit den Herforder Kleinbahnen vorgesehen. Die Bahn hieß zunächst "Schmalspurbahnen des Landkreises Bielefeld", erst später setzte sich der Name "Bielefelder Kreisbahnen" durch.
Strecken und Fahrzeuge waren wie bei der Wallückebahn mit einer Spurweite von 60 cm geplant worden. In Herford wurde diese gemeinsame Entscheidung kurz vor Baubeginn auf Meterspur geändert. Zu diesem Zeitpunkt waren Lokomotiven und Wagen bereits in 60 cm Spurweite in Auftrag gegeben worden. Nach heftigen Auseinandersetzungen änderten auch die Bielefelder ihre Planungen in Meterspur um.
Eine grundsätzliche Fehlentscheidung war die Lage des Endpunktes in der Stadt Bielefeld. Es gab Überlegungen, die Strecke auf dem Bahnhofsvorplatz enden zu lassen, diese Pläne wurden aber nicht umgesetzt. Der erste Endpunkt im Stadtgebiet war der Bahnhof an der Pottenau, südlich der Herforder Straße gelegen - etwa 1 km Fußmarsch vom Bahnhof entfernt. Diese Entfernung war später ebenfalls von der benachbarten Haltestelle Herforder Str. zurückzulegen.
Lok 1 BIELEFELD verläßt die Haltestelle Herforder Str. und fährt Richtung Schildesche. Der Verkehr auf der Herforder Straße wird mit Fahne gesichert. Auf der Herforder Str. wartet ein Triebwagen der Stadtwerke Bielefeld (Serie 43-50) auf Weiterfahrt. An dieser Stelle befand sich der vorläufige Endpunkt an der Pottenau - im Bereich der Häuser, die hinter der Lok zu erkennen sind. Hier konnte zwischen Straßenbahn und Kleinbahn umgestiegen werden - aus heutiger Sicht wäre es aber wohl sinnvoller gewesen, die Strecke der Kreisbahnen über die Herforder Straße bis zum Hauptbahnhof weiter zu führen. (Foto aus dem Februar 1954: Palle Gabriel [†] (Archiv Iskov / Kleinbahnmuseum Enger)). |
Im Jahr 1901 wurde der Betrieb auf folgenden Strecken eröffnet: Bielefeld (Pottenau) - Schildesche. In Schildesche trennten sich die Streckenäste nach Werther und Enger mit Übergang zu den Herforder Kleinbahnen. 1909 wurde an der Eckendorfer Str. der Kreisbahnhof mit Gleisverbindung zur Staatsbahn in Betrieb genommen, 1910 wurde der Rollbockverkehr aufgenommen. Der Versuch, die Kreisbahnen nach Salzuflen zu verlängern, scheiterte: 1909 wurde ein erster Teilabschnitt bis Eckendorf eröffnet. Hinter der lippischen Landesgrenze fanden sich keine Mehrheiten für den Weiterbau. Das Verkehrsaufkommen dieser "halben" Strecke war so gering, dass sie schon 1922 stillgelegt und 1925 abgebaut wurde.
Rund um den Bielefelder Kreisbahnhof wurde ab 1910 das Industriegebiet "Sudbrack" mit regelspurigen Anschlussgleisen erschlossen, erste Planungen sahen einen elektrischen Betrieb vor.
Anfang der 30er Jahre trennten sich die Wege der Bielefelder Kreisbahnen und Herforder Kleinbahnen: Während die Herforder Kleinbahnen vom EMR übernommen wurden und die Strecken elektrifizierten, wurde diese Modernisierung in Bielefeld nicht mitgemacht - stattdessen wurde 1934 die Betriebsgemeinschaft mit den Herforder Kleinbahnen aufgegeben. Nun stockte die Entwicklung und weitere Modernisierungen und Veränderungen wurden unterlassen. Im zweiten Weltkrieg stieg das Verkehrsaufkommen noch einmal stark an und war auch in den ersten Nachkriegsjahren recht hoch.
In den Nachkriegsjahren machte dann der "Bielefelder Omnibuskrieg" der Bahn ein schnelles Ende: Die Kreisbahnen hatten es versäumt, gegen den Busverkehr vorzugehen, der ohne Konzession parallel zur Kreisbahn betrieben wurde und viele Fahrgäste abwerben konnte. Als 1951 eine eigene Omnibuslinie der Kreisbahnen eröffnet wurde, kam es zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung um die Konzessionsrechte. Im Zuge dieser Auseinandersetzungen verpflichtete sich der Landkreis Bielefeld in einem Vergleich, nicht nur den Busverkehr, sondern gleich den ganzen Bahnverkehr aufzugeben - ein aus heutiger Sicht völlig unverständlicher Schritt.
Das Ende für den Personenverkehr kam am 13. Februar 1954, für den Güterverkehr nach Enger (1.5.1955) und Werther (1.8.1956) nur wenig später.
Die regelspurige "Sudbrackbahn" rund um den Kreisbahnhof wurde ab dem 1. 11.1957 von der Bundesbahn betrieben. Im Jahr 2002 wurde auch hier der Verkehr eingestellt.